Story: Gute Nachbarschaft

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von guapasguapo am 14.10.2020, 00:23:59 in Voyeurismus & Exhibitionismus

Gute Nachbarschaft

Krachend gab das Schloss nach und die Tür öffnete sich. Der Flur war dunkel, aber es roch nach getrocknetem Blut und Urin. Kein gutes Zeichen. Das Team rückte vor, öffnete vorsichtig Tür um Tür. Im Badezimmer würden sie fündig: In einer getrockneten Blutlache lag eine vollständige nackte, blutverschmierte Frau. Sie schätzen sie auf Ende sechzig, vielleicht Anfang siebzig. Aber sie schien für ihr Alter körperlich in erstaunlich guter Verfassung zu sein. Abgesehen von der großen Platzwunde am Hinterkopf und dem offensichtlich gebrochenen Bein. Und entgegen ihrer Erwartungen wurden sie in fast vorwurfsvollem Ton begrüßt:
"Hat ja eine Weile gedauert, bis ihr kommt. Ich liege hier schon seit gestern." Aber dabei zwinkerte sie schließlich neckisch.
"Na, Sie haben sich ja zumindest Ihren Humor bewährt", meinte einer.
"Naja, bin ja selbst Schuld", lachte die alte Dame zurück. Letzte Woche habt ihr den Herrn Meier von gegenüber abgeholt. Dem hab ich jeden Abend von Balkon zugewunken, dann wüssten wir, dass alles in Ordnung ist. Jetzt liegt der im Uniklinikum auf Station 3C und meine Tochter in San Francisco ruft halt nur am Wochenende an. Ist sonst zu kompliziert mit der Zeitverschiebung. Da hätte ich vorsichtiger sein müssen "
Später im Rettungswagen wurde sie dann gefragt, wie es denn zu diesem Arrangement mit dem Grüßen von Balkon zu Balko gekommen sei. Das sei im zehnten Stock eines Hochhauses ja eher ungewöhnlich. Die Dame schloss kurz die Augen.
Sie hatte den Abend noch genau vor Augen. Es war im vergangenen Jahr im Sommer an einem noch heißen Abend gewesen. Ein Mittwoch. Rundherum waren nach und nach die Lichter in den Fenstern verloschen, aber sie war mit einer angebrochenen Flasche Rotwein und einem Buch im Kerzenschein auf dem Balkon sitzen geblieben. Anais Nin. Sie hatte die Geschichten über selbstbewusste Frauen immer geliebt - insbesondere über sexuell selbstbewusste Frauen. Und so lag auch an diesem Abend irgendwann ihre Hand zwischen ihren Beinen. Sollten Andere doch denken, sie sei zu alt, um Spaß an ihrem Körper zu haben. Spätestens seit ihr Mann im Bett seiner Sekretärin an einem Herzinfarkt gestorben war, war es ihr völlig egal, was andere von ihr dachten. Das junge Ding hätte ihr leid getan. Und irgendwann hatten sie zusammen gesessen und über den Mann geredet, den beide geliebt hatten. Hatten zusammen geweint.
Ihre Tochter hatte gesagt, es sei nicht richtig, so viel Nähe mit der Geliebten, der Mörderin ihres Vaters zu suchen. So hatte ihre Tochter es gesagt. Und sie hätte ihr nur deshalb nicht gesagt, wie viel Nähe es gewesen war, weil es ihre Tochter war. Aber eigentlich war es ihr seit dem egal gewesen, was andere dachten. Warum sollte ihr Mann das Recht haben, die Zunge dieser Frau zu spüren, überall? Ihr Keuchen zwischen seinen Beinen spüren. Und sie nicht?
Daran hatte sie an diesem Abend gedacht, als sie das Buch neben die Kerze auf den Tisch gelegt hatte und die Beine gespreizt auf das Balkon-Geländer gelegt hatte. Sollten Andere dich denken, was sie wollten. Ihre Hände liebkosten ihre Schenkel, ihre Brüste. Und grade waren ihre Finger das erste Mal über ihre Klitoris gestrichen. da hatte sie in genau diesem Moment das Aufleuchten einer Zigarette auf dem Balkon des Nachbarhauses gesehen. Das gleiche Stockwerk, nur einen Steinwurf entfernt, und doch auch irgendwie ganz woanders. Sie kannte niemanden dort in dem anderen Haus. Und darüber, wer ihr genau gegenüber wohnte, hatte sie noch nie nachgedacht. Die Gestalt, die sich auf dem anderen Balkon über das Geländer genügte, hatte schneeweiße Haare. Aber er wirkte nicht alt, so wie er da in dunkler Hose und halb geöffnetem Hemd am Geländer lehnte. Sein Körper hatte diese Grundspannung, die regelmäßiger Sport mit sich bringt. Und obwohl es in einer großen Stadt nie wirklich dunkel wird, war kaum etwas von seinem Gesicht zu erkennen.
Ob er sehen konnte, was sie gerade tat? Der Gedanke ließ sie kurz innehalten, lief wie ein heißer Schauer aus ihrem Kopf durch ihren ganzen Körper. Ob er ihr zusehen wollte? Sie ließ die Beine ein wenig weiter auseinander gleiten, um einen besseren Einblick zu bieten. Ein Gefühl stieg in ihr auf, das sie seit den Nächten mit der Geliebten ihres Mannes nicht mehr gefühlt hatte. Ein junges, auflehnen des Gefühl von Freiheit und Lust.
Sie hatte den Moment genossen, ihre Finger in die heiße Nässe zwischen ihren Beinen gepresst und den Blick nicht von dem Mann auf dem Balkon gelassen, bis sie kam, keuchend, stolz und frei.
Am nächsten Tag hatte sie einen sorgfältig gefalteten Zettel im Briefkasten gefunden, auf dem in klarer Handschrift gestanden hatte: Morgen, gleiche Zeit. Und machen Sie mehr Licht. Es war keine Bitte gewesen, sondern eine Aufforderung. Ihr hatte das gefallen. Seitdem hatten Sie sich jeden Abend auf dem Balkon gesehen, nicht immer so in Aktion, aber ihnen waren immer wieder neue Spiele füreinander eingefallen.
"Es würde mich interessieren, wie so eine Verbindung zwischen zwei Balkonen entsteht." Die Stimme des jungen Sanitäters riss sie aus ihren Gedanken. Der Rettungswagen schaukelte mit ihr in Richtung Krankenhaus.
"Ach, wie das mit uns Alten halt so ist. Es ergibt sich einfach.*, lächelte sie.
Nachdem ihre Verletzungen chirurgisch versorgt worden waren, hatte man sie tatsächlich in einem Doppelzimmer mit ihrem Nachbarn untergebracht. Weil sie sich ja kannten. Und in dem Alter ja wohl kaum Gefahr bestand, dass irgendetwas Unsittliches passieren konnte.
Kurz nach Mitternacht kam eine Nachtschwester grinsend ins Stationszimmer, setzte sich und nahm sich einen frischen Kaffee. Dann sagte sie zu ihrer Kollegin: "Du wirst nicht glauben, was eben in der 11 los war."

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Kommentare

  • tino310
    tino310 am 15.03.2021, 14:58:52
  • bg4711
    bg4711 am 22.10.2020, 08:59:31
    Tolle Geschichte!
  • Kugal53
    Kugal53 am 17.10.2020, 07:14:10
    Nette Geschichte
  • cut1972
    cut1972 am 16.10.2020, 07:57:10
    Geile Geschichte!
  • securymen
    securymen am 14.10.2020, 21:22:26
    ganz toll geschrieben
  • klausi12
    klausi12 am 14.10.2020, 18:35:15
    Sehr schön geschrieben gerne weiter so
  • 7homer4
    7homer4 am 14.10.2020, 16:33:00
  • Meckpommer
    Meckpommer am 14.10.2020, 10:00:27
    gut geschrieben, hebt sich wohltuend vom typischen "rein/raus" ab. Klasse!
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