Story: Eine glückliche Familie

Textdarstellung normal invers Retro | Textgröße A A A
von guapasguapo am 24.10.2012, 22:18:39 in Sie+Sie

Eine glückliche Familie

Wenn es eine höhere Macht gibt, die das Schicksal der Menschen bestimmt, dann hatte sie ein verdammt schlechtes Timing. Oder einen sehr merkwürdigen Humor, dachte Sonja und legte den Hörer zurück auf das Telefon. Nicht nur, dass sie wegen anstehender "betrieblicher Umstrukturierungen" - die Anführungszeichen malte sie meistens mit den Fingern in die Luft und verzog das Gesicht - einen nicht zu bewältigenden Berg Arbeit auf ihrem Schreibtisch hatte, dazu auch noch an einem dreitägigen "Workshop" - mit demselben Gesichtsausdruck - teilnehmen musste, der so geschickt an den Rand der Welt gelegt wurde, dass es unmöglich war, zum Beginn anzureisen, sondern sie bereits am Abend vorher den Zug nehmen musste. Nicht nur, dass ihre Tochter kurz vor einem Sichtungsturnier für die Jugendnationalmanschaft stand, worauf sie unsagbar stolz war, und ihr Sohn beschlossen hatte, die Physikarbeit am Freitag mit bisher nicht gekanntem Ernst vorzubereiten, um seinen Notendurchschnitt nicht zu versauen - worauf sie fast noch stolzer war, obwohl seine Begründung für den plötzlichen Eifer recht merkwürdig war. Sie vermutete ein Mädchen dahinter, das beeindruckt werden sollte, kommentierte es nicht und lächelte bei jeder Nachhilfestunde, die sie ihm nach Feierabend gab.

Nein, nicht dass all das nicht schon stressig genug gewesen wäre! Jetzt hatte sich ihr Mann bei einem Arbeitsunfall auch noch ein Bein gebrochen. Am Telefon hatte er versucht, tapfer zu klingen, aber er war genauso hilflos wie sie es erwartet hatte als sie nach Hause kam. Nachdem alle Versuche gescheitert waren, ihren Workshop an eine Vertretung weiterzugeben, hatte sie Montag bis Mittwoch einen detaillierten Plan ausgearbeitet, wer wen wann abholen oder hinfahren sollte - sogar ihre Schwiegermutter hatte sie um Hilfe gebeten! - hatte eingekauft, Wäsche gewaschen. Ihr Mann und die Kinder versuchten sie beständig davon zu überzeugen, dass sie ihnen einfach vertrauen solle. "Mama, wir sind schon groß! Und auf Papa passen wir schon auf!"

Trotzdem hatte sie ein schlechtes Gefühl als sie im Zug saß. Bis sie in ihrem Hotelzimmer angekommen war, hatte sie viermal Zuhause angerufen. Am Ende nannte ihr Mann sie einen Kontrollfreak. Wahrscheinlich hatte er sogar Recht. Erst nachdem sie sich einen Moment auf einen weichen Sessel gesetzt hatte bemerkte sie, dass ihr Zimmer wirklich schön war, stilvoll mit Blick auf einen großen See. Auch das Abendessen im Restaurant war ausgezeichnet. Unter anderen Umständen hätte sie den Aufenthalt genießen können.

Sie setzte sich mit ihren Unterlagen mit Unternehmenszahlen auf den Balkon, ließ sich ein Glas Rotwein bringen und wickelte sich gegen den kalten Abendwind in eine Wolldecke. Trotzdem fühlte sie sich bis auf die Knochen durchgefroren als es dunkel wurde. Die freundliche Stimme an der Rezeption bestätigte ihr, dass die Sauna noch geöffnet war. Sie musste lachen als ihr Sohn sich daheim am Telefon meldete, die Küche sei abgebrannt, seine Schwester mit einem Rocker abgehauen und sein Vater sturzbetrunken. Sie wünschte eine gute Nacht und ging zum Wellness-Bereich.

Die Sauna war erstaunlich groß. Vielleicht wirkte sie aber auch nur so, weil sie der einzige Gast war. Sie legte sich zurück und sog die heiße Luft ein. Sie spürte die Anspannung aus ihren Muskeln und aus ihrem Kopf verdunsten während sie eindöste. Als sie die Augen wieder öffnete, war die Sanduhr, die sie umgedreht hatte, bereits durchgelaufen. Sie wischte sich den Schweiß von der warmen Haut. Es fühlte sich gut an. Ihre Hände glitten über ihre Brüste. Sie hatte sich schon lange keinen ruhigen Moment für sich und ihren Körper gegönnt. Langsam ließ sie die Beine auseinandergleiten und fuhr mit den Fingern über die schweißbedeckten Lippen.

Grade wollte sie tief einatmen als sie auf der anderen Seite des Raumes das Holz der Saunabänke knarren hörte. Ihr Atem stockte. Sie war nicht allein. Es musste jemand hereingekommen sein als sie geschlafen hatte. Erschrocken presste sie die Beine wieder zusammen und hob den Kopf, um über die Füße hinweg in die Richtung des Geräusches zu blicken. Dort lag eine zierliche Frau. Den Kopf hatte sie in ihre Richtung gedreht, so dass die andere ihr genau zwischen die Beine hätte schauen können, wenn sie nicht ihren Arm über die Augen gelegt hätte. Oder sah sie unter dem Arm doch zu ihr herüber?

Panik erfüllte ihre Gedanken. Ruckartig stand sie auf und flüchtete aus der Sauna. Erst als die Tür im Schloss einrastete bemerkte sie, dass sie ihr Handtuch auf der Bank hatte liegen lassen. Sie drehte sich zögernd um. Kurz überlegte sie, ob sie nicht hineingehen sollte, um das Handtuch zu holen. Doch genau in dem Augenblick hob die andere Frau den Kopf und Sonja warf sich den Hotelbademantel über, um erschrocken in ihr Hotelzimmer zu eilen.

Erst als sie hier wieder etwas zur Ruhe kam, überlgte sie, was sie so erschrocken hatte. Schließlich hatte sie schon häufiger neben anderen Frauen in der Sauna gelegen. Sicherlich hatte die eine oder andere dabei auch ihren Körper gemustert. Sie hatte das ja umgekehrt auch getan. Aber dieser Moment jetzt war irgendwie anders gewesen, intimer. Was ihre Finger wohl getan hätten, wenn sie alleine gewesen wäre?

Einen Moment stand sie vor dem großen Spiegel im Bad. Sie war nicht mehr ganz so schlank wie damals, als sie geheiratet hatte, ihre Brüste waren nicht mehr ganz so straff, dafür jedoch etwas voller. Aber nach zwei Schwangerschaften konnte sie eigentlich ganz zufrieden sein. Das bestätigte ihr auch regelmäßig ihr Mann, obwohl die Zeiten der leidenschaftlichen Blicke und Nächte schon eine Weile vorbei waren. Wer hatte sich das eigentlich ausgedacht, dass man beruflich erfolgreich sein, eine Familie organisieren und trotzdem eine begehrenswerte Frau bleiben solle. Sie wollte sich gar nicht beschweren. Sie hatte eine wunderbare Familie und die Kinder, ihr Mann und sie waren ein tolles, eingespieltes Team.

Aber jetzt ertappte sie sich dabei, dass sie darüber nachdachte, was die andere Frau in der Sauna wohl gedacht hätte, wenn sie doch ihren Körper betrachtet hätte. Ob sie in ihren Augen wohl begehrenswert gewesen wäre? Und sie war erstaunt, wie genau sie sich das Bild des schweißbedeckten Frauenkörpers eingeprägt hatte. Sicher ging die andere regelmäßig zum Sport. Sie sah durchtrainiert aus. Selber schaffte sie nur einen Bruchteil des Sport-Pensums, das sie sich vornahm. Sie wusch sich mit kaltem Wasser das Gesicht. Warum dachte sie so an eine andere Frau? Und warum war dieses kribbelnde Gefühl in ihrem Bauch? Noch nie hatte sie erotische Gefühle für eine anderen Frau gespürt. War das jetzt plötzlich die Fantasie einer beginnenden Midlife-Krise?

Beim Gute-Nacht-Telefonat erzählte sie ihrem Mann nichts von dem Erlebnis und versuchte, auch selber beim Einschlafen nicht daran zu denken. Doch im Schlaf holte es sie als Traum wieder ein. Sie träumte, die nackte Frau auf einer Wiese liegend wiederzusehen. Je länger sie auf sie zuging, umso größer wurde sie und als sie endlich vor ihr stand, konnte sie nicht über das im Gras liegende Bein hinübersehen selbst wenn sie sich auf die Zehenspitzen stellte. Sie ging um das riesige Bein herum und bewunderte dabei, wie makellos glatt rasiert die Haut war. Ihr gelang das nie so gut. Zwischen den Füßen angekommen lag eine tiefe, schattige Schlucht vor ihr, in die sie hineinging. In Höhe der Knie fragte sie sich, was sie überhaupt suchte, bis sie schließlich vor den wohlgeformten Gesäßbacken stand. Sie blickte hinauf und sah die rasierte Vulva der Riesenfrau. Und in der Öffnung saß ihr Mann mit einem großen Kalender in der Hand und las die Termine ihrer Kinder vor: Schule, Sport, Geburtstagsfeiern und so weiter.

In diesem Moment klingelte der Wecker und sie fuhr atemlos im Bett hoch. Wahrscheinlich hatte sie gestern nicht genug getrunken. Das würde den wirren Traum erklären. Sie war froh, auf dem Weg zum Frühstück die ersten Kollegen zu treffen und auf andere Gedanken gebracht zu werden. Bereits im ersten Aufeinandertreffen wurde offensichtlich, dass zwei Lager von Kollegen aufeinandertrafen, die sehr unterschiedliche Ziele verfolgten. Das hatte sich in den vergangenen Wochen bereits abgezeichnet und Sonja war so etwas wie die Wortführerin geworden. Eine Rolle, die ihr durchaus geschmeichelt hatte und nun zunehmend Spaß machte, weil sie feststellte, der Abteilungsleiterin Frau Kühl in der Debatte durchaus gewachsen zu sein, die den entgegengesetzten Standpunkt am vehementesten vertrat. In der Mittagspause gab es viel Anerkennung und Schulterklopfen für ihr Auftreten. Ein Vorstandsmitglied kam auf einen kurzen Wortwechsel an ihren Tisch. Allein der eisige Blick ihrer „Gegnerin“ dafür sorgte für gute Laune bei Sonja.

Am Nachmittag wurden die vorbereiteten Konzepte präsentiert. Schnell wurde klar, dass Sonjas Idee zwar an sich besser war – aber auch deutlich teurer. Die Diskussion wogte hin und her und am Ende war sie zwar zufrieden, aber auch froh spätabends wieder alleine in ihrem Zimmer zu sein. Bereits beim Abedessen hatte sie sich gefragt, ob die andere Frau aus der Sauna wohl auch gerade im Restaurant sein könnte und beim anschließenden Gläschen in der Bar sah sie sich unauffällig um, ob jemand zu dem Bild von der Frau in der Sauna passte, das in ihrem Kopf immer wieder auftauchte.

Schließlich hatte sie sich von den anderen abgesetzt. Der nächste Tag würde wieder harte Debatten um Arbeitsprozesse bringen. Sie saß tatsächlich etwa eine Stunde mit ihren Unterlagen wie am Vorabend auf dem Balkon. Dann drängte sich ein Bild in ihre Gedanken. Es war in etwa dieselbe Zeit. Ob die andere Frau wohl wieder in der Sauna war? Ein irgendwie wildes Gefühl kam in ihr auf als sie sich den Bademantel und das vom Hotel ohne Nachfrage erneuerte Saunalaken holte. Es war eine kindische Vorfreude mit der sie im Fahrstuhl zum Wellnessbereich hinunter fuhr, obwohl sie gar nicht genau hätte sagen können, was sie derart beschwingte. Wie groß war denn die Wahrscheinlichkeit, dass zufällig dieselbe Frau wieder dort war? Und vor allem: Worauf freute sie sich überhaupt?

Der Saunabereich war genauso menschenleer wie am Vorabend. Sonja ging zielstrebig auf die hölzerne Tür mit dem kleinen Glasfenster zu und hielt die Luft an, als sie in die Sauna hineinsah. Das Unwahrscheinliche war tatsächlich eingetreten: Die andere Frau lag fast an genau derselben Stelle, den Arm locker über das Gesicht gelegt, als hätte sie sich seit gestern Abend nicht von der Stelle bewegt. Sonja ertappte sich dabei, dass sie versuchte einen Blick zwischen die Beine der anderen zu erhaschen, um die Wirklichkeit mit ihrem Traumbild zu vergleichen. Es war zu dunkel um etwas zu erkennen. Aber sie spürte, wie sich dabei in ihrem Schoß ein leichtes Kribbeln ausbreitete.

Was tat sie hier eigentlich?, fragte sie sich als sie die Sauna betrat. Das Kribbeln war stärker geworden und sie spürte, dass die Erregung ihre Schamlippen feucht werden ließ. Zum Glück würde das nicht auffallen, sobald ihr Körper genauso schweißbedeckt sein würde wie der andere. Sie legte sich wieder an die Stelle vom letzten Mal, nur dass sie diesmal ein kleines Kopfkissen aus ihrem Handtuch faltete. So lag ihr Kopf höher und sie konnte unauffällig zu der Anderen hinübersehen. Die lag reglos da, nur die Brust hob und senkte sich in tiefen, gleichmäßigen Bewegungen.

Nach einer Weile spürte Sonja Schweißperlen über ihren Körper rinnen. Ohne nachzudenken strich sie die mit der Hand von ihrem Körper. Sie hatte nichts erwartet, was geschehen sollte, falls es ein Wiedersehen mit der anderen Frau geben sollte. Darum zögerte sie einen Moment als ihre Hände wieder den Schweiß aus ihrem Schoß wischen wollte. Die Erinnerung an den Schreck schoss durch ihren Kopf, der durch ihre Glieder gefahren war als sie merkte, dass sie nicht alleine war. Andererseits war es nicht vielleicht dieser Hauch von etwas Verbotenem, der sie wieder hierher getrieben hatte?

Aber was genau wollte sie denn? Sie hatte sich keine Vorstellung gemacht, was geschehen könnte. Auch hatte sie noch nie erotische Fantasien über andere Frauen gehabt. Aber irgendetwas trieb sie. Langsam ließ sie eine Hand zwischen ihre Beine gleiten und versuchte die Bewegung so beiläufig wie möglich aussehen zu lassen. Sofort erfasste das Kribbeln ihren ganzen Körper. Sie fühlte sich so verrucht, wild, erotisch wie schon lange nicht mehr.

Jetzt begann auch die andere Frau, sich zu bewegen. Fast als würde sie Sonjas Bewegungen nachahmen ließ sie die Hand, die eben noch ruhig neben ihr auf dem Handtuch gelegen hatte über ihren Körper gleiten und die Scheißperlen abwischen. Schließlich verschwand sie zwischen den Beinen. Unwillkürlich erhöhte Sonja den Druck des Fingers in ihrem Schoß. Nicht viel, aber es reichte aus, um die feuchten Lippen zu teilen. Sie spürte, dass ihr Kitzler sich fest der Berührung entgegenstreckte. Ein Stromstoß ging durch ihren Kopf als sie dazu bemerkte, dass sie nun unter dem über dem Gesicht liegenden Arm deutlich die Augen der anderen Frau erkennen konnte, die zu ihr herüberblickten.

Und dann passierte etwas, dass sie sich niemals ausgemalt hätte und ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. Sie sah, dass die Hand der Anderen zwischen ihren Beinen langsam auf und ab bewegte. Dann glitt auch die andere Hand in den Schoß und sie konnte zum ersten Mal das Gesicht der geheimnisvollen Frau erkennen: Es war ihre Kontrahentin, die Abteilungsleiterin Kühl, aus der Workshop-Debatte. War es gestern eine prickelnde, fast kindliche Panik, die sie ergriffen hatte – jetzt hatte sie schlagartig wirkliche Angst. Wo hatte sie sich da bloß hineinbegeben? Ihr Atem stockte, sie rang nach Luft und sie spürte wie ihre Muskeln ungesteuert zu zittern begannen, was alles noch schlimmer machte, weil ihr Finger sich dadurch wild durch ihre nasse Spalte bewegte. Eine Lawine aus Angst, Scham und irgendetwas wie ein unkontrollierter Orgasmus überrollten sie. Das Bild vor ihren Augen verschwamm.

Als sie wieder zu sich kam hatte sich ihre Kontrahentin gerade erhoben und verließ mit einem knappen „Dann bis morgen“ die Sauna. Sonja fühlte sich nackt, ausgeliefert und elend. Als sie sich irgendwann in ihr Zimmer schleppte war ihr schwindelig und entgegen ihrer Gewohnheit konnte sie ihren Mann nicht anrufen, um Gutenacht zu sagen. Was hätte sie ihm auch erzählen sollen? Natürlich rief er kurz darauf an und erzählte aus dem Alltag zuhause. Zwischenzeitlich fragte er, ob alles in Ordnung sei, ließ sich aber durch eine belanglose Antwort beruhigen. Es tat gut, seine Stimme zu hören und zu merken, dass die Welt sich trotz ihres Erlebnisses weiter drehte. Andererseits fehlte er ihr jetzt zum Erzählen. Nach all den Jahren war er immer noch ihr bester Gesprächspartner, Kritiker und Unterstützer.

Kurz nach dem Auflegen fiel sie in einen traumlosen Schlaf. Tief in der Nacht erwachte sie. Ihr Schoss war nass. In jeder anderen Nacht hätte sie sich mühelos mit geübten Fingern etwas Entspannung zum Weiterschlafen verschafft. Doch jetzt wirkte es auf sie wie eine Strafe für ihr ungebührliches Verhalten und vor lauter Schuldbewusstsein traute sie sich nicht, sich selbst zu berühren.

Am nächsten Morgen hatte sie das Gefühl, dass alle Hotelgäste sie komisch ansahen. Beim Frühstück setzte sie sich unter einem Berg Unterlagen an einen abseits stehenden Tisch, um allein zu bleiben und als der Workshop begann, hatte sie Probleme, ihre Argumente richtig auszuformulieren. Sie konnte sich einfach nicht konzentrieren, bis irgendwann eine SMS auf ihrem Handy angezeigt wurde. Eine ihr unbekannte Nummer, scheinbar schnell dahin getippt, alles klein geschrieben, ohne Satzzeichen: „tabelle auf s48 vorstellen“. Es klang fast wie ein Befehl. Aber als Sonja gerade anfangen wollte, sich zu ärgern, stellte sie fest, dass sie mit der Tabelle tatsächlich eine Überleitung finden konnte. Von da an fasste sie wieder Tritt. Da hat jemand gut geholfen, dachte sie bei sich.

Als es zum ersten Mal wieder so aussah, als könne sie sich mit ihren Vorschlägen trotz höherer Kosten durchsetzen, riskierte sie zum ersten Mal einen Blick über den großen Tisch hin zu Frau Kühl. Sie warf einen sehr kühlen Blick auf die Papiere vor sich. Wenn ihr nicht das gemeinsame Sauna-Erlebnis vor Augen gewesen wäre hätte sie über das Wortspiel sicher schmunzeln müssen. So hatte der Gesichtsausdruck etwas Bedrohliches und Sonja sah schnell woanders hin.

Im Laufe des Tages kristallisierte sich zunehmend eine Kompromisslösung zwischen den beiden Positionen heraus. Hin und wieder bekam sie noch weitere Hilfestellungen per SMS, konsequent ohne große Buchstaben oder Satzzeichen und in dem befehlsartigen Ton, aber jedes Mal hilfreich. Zuletzt blieben für den letzten Workshop-Tag nur noch Details für den Arbeitsalltag offen. Da Frau Kühl ohne mit ihr zu sprechen gegangen war, konnte Sonja mit einigen Kollegen ihren Erfolg bei dem einen oder anderen Glas Sekt sogar genießen. So konnte sie unbeschwert ihrem Mann berichten, der hörbar stolz auf sie war. Die Sorgen vom Tagesanfang waren weit weg. Bis irgendwann ihr Handy vibrierte, um eine weitere SMS von dem geheimnisvollen Schreiber anzukündigen, wieder alles klein geschrieben, wieder ohne Satzzeichen: „in 30min in der sauna“.

Alle sorgenvollen Gedanken waren augenblicklich wieder da. In ihren Gedanken waren diese einundzwanzig Zeichen eine Drohung. Doch von wem? Der Schreiber hatte ihr während der Debatte tatkräftig geholfen, also würde es kaum ihre Kontrahentin gewesen sein. Hatte sie etwa eine dritte Person beobachtet? Würde sie jetzt am Ende sogar mit einem Erpresser konfrontiert werden? Am liebsten hätte sie sich in ihrem Hotelzimmer eingeschlossen - nein, noch lieber sich ein Taxi genommen, um nach Hause zu fahren. Und irgendwie war sie selber überrascht, dass sie fünfundzwanzig Minuten später wie befohlen vor der der Sauna stand.

Diesmal war sie die einzige weit und breit. Auch nach einer weiteren Viertelstunde war sie alleine. Dieses Warten ohne zu wissen, was auf sie zukommen würde war schlimmer als alles, was sie sich ausgemalt hatte. Wahrscheinlich beobachtet der mich von irgendwo und freut sich an meiner Angst, dachte sie. Dann kamen Schritte. Die Tür wurde geöffnet. Vor ihr stand Frau Kühl im Bademantel.

Sie nickte nur kurz, hängte ihren Bademantel an einen Haken und ging hinein. Was sollte Sonja auch machen? Also hängte sie ihren Bademantel ebenfalls an die Wand und ging hinterher. Sie setzte sich auf "ihren Platz". Hinlegen und wieder den Blick zwischen ihre Beine freizugeben war jetzt eine sehr fremd erscheinende Vorstellung. Jetzt saß sie da mit gesenktem Kopf und ohne den Blick zu heben, wie ein schuldbewusstes Kind, das sich nicht traut etwas zu fragen. Doch als sie spürte, wie die Hitze der Saunabank durch das Handtuch in ihre Oberschenkel drang, war dieses Kribbeln in ihrem Schoß wieder da. Es war ein Wenig wie damals als sie sich an die Wohnzimmertür geschlichen hatte, um heimlich den Tatort im Fernsehen mitzusehen, obwohl ihre Eltern sie eigentlich schon ins Bett geschickt hatten.

Nach einer Weile setzte sich auch Frau Kühl auf und sah Sonja fragend an. Die musste allen Mut zusammen nehmen: "Haben Sie mir die SMS geschickt?" "Sonst wären wir ja nicht beide hier." "Auch die tagsüber?" "Vermutlich - außer jemand hat zwischendurch mein Handy entwendet und wieder zurückgelegt, ohne dass ich es bemerkt habe." Dabei grinste sie breit. Sonja wusste nicht, wie sie dieses Grinsen interpretieren sollte. Machte die Abteilungsleiterin sich über ihre sie lustig? Oder hatte sie nicht ein Wenig die Augen zusammengekniffen als würde sie ihr Opfer belauern? Diesen Blick hatte sie ein paarmal während der Verhandlungen bemerkt. Und vor allem fragte sie sich, warum dieses aufregende Gefühl stärker wurde, obwohl sie sich doch eigentlich vorgenommen hatte, sich nicht noch einmal so eine Blöße geben zu wollen.

Noch immer hielt sie den Blick gesenkt aber sie spürte, dass die Augen der Anderen auf ihr lagen. Sonjas Konzept sei schließlich gut, und sie wollte daher helfen, eine geeignete Lösung zu finden, obwohl die Finanz-Leute sofort das Kosten-Argument bringen würden. Sich offen auf Sonjas Seite zu stellen wäre ihrer Erfahrung nach in dem Moment nicht hilfreich gewesen. „Ich hoffe, damit habe ich Ihnen keine Angst gemacht.“ Jetzt klang Frau Kühl sogar recht warmherzig. Einen Augenblick zögerte Sonja, sprach dann aber doch aus, was sie dachte: „Nein, damit eigentlich nicht…“

Aus dem Augenwinkel sah sie den durchdringenden Blick, der sie die ganze Zeit aufmerksam musterte. Was in ihm wohl für Gedanken lagen? Aber sie traute sich nicht, mehr als diese Andeutung zu machen. Zu sehr war sie mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt. Zwar lag wieder diese Spannung in der Luft, aber irgendetwas war nicht richtig.

Natürlich sagte Frau kühl recht bald: „ Sie meinen wahrscheinlich unsere Ergebnisse die letzten beiden Abende?“, und zwinkerte ihr dabei schelmisch zu. „Ich habe das sehr genossen!“ Nach einer kurzen Pause fügte hinzu, sie habe Angst gehabt ihr zu Nahe getreten zu sein.

Aber dadurch wurde es für sie auch nicht besser. Die Angst, verletzt zu werden, verschwand auf einmal. Und es verstärkte sich dadurch dieses kribbelnde Gefühl in ihrem Bauch. Aber auch das Gefühl, dass irgendetwas nicht richtig war, wurde auf einmal viel stärker. Sie murmelte etwas Entschuldigendes, nahm ihr Handtuch, und verließ die Sauna. Im Gehen hörte sie noch: „Sie haben ja meine Handynummer, falls Sie Heuteabend noch Gesellschaft brauchen.“ Und sie meinte, ein leises Kichern zu hören.

Aufgewühlt saß Sonja auf ihrem Bett. Warum war sie nur so erregt? Was wollte Frau Kühl von ihr? Und was sollte sie jetzt tun? Sollte sie überhaupt etwas tun? Ohne Nachzudenken tat sie das. was sie sonst immer machte, wenn sie einen guten Rat brauchte: Sie rief ihren Mann an. Erst als sie seine Stimme hörte fiel ihr auf, dass sie ihm von den Geschehnissen der letzten Tage bisher noch gar nichts erzählt hatte. Fieberhaft überlegte sie, was sie ihm jetzt sagen sollte. Auf die Schnelle fiel ihr kein anderes unverfängliches Thema ein.

Als sie schließlich nur rausbrachte, dass sie nicht wisse wo sie anfangen solle, sagte er nur, "am Anfang", was ihr auch keine große Holfe war. Aber schließlich erzählte sie, bruchstückhaft und durcheinander, aber am Ende hatte sie alles ausgesprochen, was sich in den vergangenen Tagen ereignet hatte. Es folgte ein kurzes Schweigen.

"Warum sagt du nichts dazu?"

"Oh, du bist fertig? Ich dachte, du erzählst jetzt noch dein Problem." Er klang belustigt, spöttisch, aber sie entdeckte keinen Ärger in seiner Stimme.

"Ich wollte dich nicht betrügen."

"Das will ich ja wohl auch hoffen!", lachte. "Aber glaubst du, ich hätte die Hände brav auf der Bettdecke, nur weil du nicht zuhause bist? Oder weil mein Bein in Gips ist? Und du kannst dir doch bestimmt denken, dass ich nicht nur an dich denke, oder?“

Tatsächlich hatten sie darüber immer mal wieder gesprochen, dass ihre Fantasien sich auch um andere Personen drehten – reale wie fiktive. „Aber ich habe nicht an jemanden gedacht, ich war mit ihr in einem Raum…“ Zweifel ließ ihre Stimme zittern.

„Wäre es anders gewesen, wenn du in deinem Hotelzimmer an sie gedacht hättest? Für mich nicht…“

Als sie tief Luft holte, um etwas zu erwidern, fügte er schnell hinzu: „Nein, im Ernst: So ist alles gut! Im Gegenteil, ich freue mich darauf, dass du morgen wieder zuhause bist und mir genau erzählst, was du da getrieben hast.“

„Okay…“ Sie war sich nicht sicher, was sie davon halten sollte. Aber auf einmal war das Kribbeln in ihrem Schoß zurück.

„Zwei Bedingungen habe ich allerdings: Wenn du berichtest, darfst du kein Detail auslassen und du machst nichts, woran du keinen Spaß hast!“

Sie holte tief Luft, sagte ihm, wie sehr sie ihn liebte und legte auf. Sie musste nachdenken, nahm eine Flasche Wein aus der Zimmer-Bar und setzte sich auf den Balkon. Nachdenken bedeutete nicht wirklich, Gedanken auszuformulieren. Sie horchte vielmehr in sich hinein und versuchte die wallenden Gefühle in ihrem Bauch zu verstehen. Nach dem ersten Glas griff sie mit zitternden Händen zu ihrem Handy und tippte: "Noch wach?" Sie schenkte ein neues Glas ein. Nichts geschah. Eine Mischung aus Enttäuschung und Erleichterung keimte in ihr auf, weil sie wohl nicht erfahren würde, wie weit sie gehen würde.

Als sie das Glas leerte, vibrierte das Handy: "ja"

Und was jetzt? Als sie sich aufrichtete, spürte sie, dass der Wein zu wirken begann. Sie fühlte sich irgendwie leichter. Und sie merkte, dass kühle Nachtluft unter dem Bademantel zwischen ihre Beine strömte. Es war erstaunlich, wie schnell sie sich durch diese beiden Buchstaben erregt und nass fühlte. Wie erstarrt saß sie da. Bis die nächste SMS sie aus ihren Gedanken riss: "arbeiten sie etwa noch"

Erstaunt blickte sie auf das Display. Was meinte sie? Suchend schweifte ihr Blick durch das Zimmer bis er auf das Firmen-Laptop fiel. Sie hatte es vor dem Abendessen schnell auf den Tisch gestellt. Eine Lampe blinkte, offensichtlich hatte sie vergessen, es aus zu schalten. Als sie sich mit dem Computer auf das Bett setzte und den Deckel aufklappte, zeigte das firmeninterne Videokonferrenz-System einen Anruf an. Er kam von Frau Kühls Laptop. Sie blickte abwechselnd auf den Monitor und auf das Display ihres Handys und ging im Kopf die verschiedenen Möglichkeiten durch. Schließlich schaltete sie ihre Webcam ein.

Auf dem Monitor erschien ein Hotelzimmer. Im Grunde hätte es ihr eigenes sein können – alles stand exakt an derselben Stelle wie in ihrem Zimmer, sogar das selbe Bild hing an der Wand über dem Bett. Nur dass auf dem Bett eingewickelt in ein großes Handtuch Frau Kühl saß und sie anlächelte. Wegen der schlechten Bildqualität wirkte ihr Winken etwas ruckelig. Sonja hob grüßend die Hand.

„Naja, so richtig nach Arbeit sehen Sie nicht aus“, sagte Frau Kühl.

„Hatte vergessen, den Rechner auszumachen. Bin eigentlich auf dem Weg ins Bett.“ Aus dem Monitor sah Frau Kühl sie einen Moment an und hatte die Stirn in Falten gelegt.

„Ist wirklich alles in Ordnung? Sie sind vorhin und gestern doch recht abrupt verschwunden.“

Erst sagte sie nichts. Obwohl ihr das ganze Gefühls-Durcheinander der vergangenen Tage durch den Kopf ging. Sie spürte, wie sie errötete, senkte schnell den Kopf und murmelte etwas kaum verständliches. Wenn sie ehrlich gewesen wäre, hätte sie schließlich sagen müssen, dass sie vor sich selber weggelaufen war. Oder genauer, vor etwas das die Erlebnisse in ihr ausgelöst hatten. Sie hätte nur nicht sagen können, was das war. Darum versuchte sie, lieber gar nichts zu sagen. Oder zumindest nichts Verständliches.

Aber Frau Kühl ließ nicht locker. „Wissen Sie, ich habe so etwas noch nie erlebt. Dass ich in der Gegenwart einer anderen Frau masturbiert habe, meine ich. Dabei habe ich eigentlich gar kein Interesse an Frauen. Aber es war. spannend."

Wieder schien sie auf eine Reaktion zu warten, aber Sonja hielt den Blick gesenkt.

"Und am Anfang habe ich mir Sorgen gemacht, was Sie wohl von denken. Eine Anzeige wegen sexueller Belästigung. Naja, Sie wissen schon."

Eine Weile sah die Frau auf dem Bildschirm Sonja bewegungslos an als erwarte sie eine Antwort. Derweil drehten sich in Sonjas Kopf ihre Gedanken. Diese letzten Sätze hätte sie doch auch gesagt haben können. Konnte es sein, dass diese selbstbewusste, für ihr eiskaltes Kalkül bekannte Frau das selbe empfand wie sie? Sie hob den Blick und sah Frau Kühl an. Im Grunde wusste sie nichts aus ihrem Privatleben. Vielleicht hatte sie eben auch noch mit ihrem Mann telefoniert, der die Kinder schon ins Bett gebracht hatte. Bei dem Gedanken fühlte sie sich, als beobachtete sie ein Spiegelbild von sich selbst. Die kühle Fassade auf dem Monitor wich einem suchenden Blick.

Als sie schließlich antwortete war ihre Stimme leise, aber fester als sie erwartet hatte: "Geht mir genauso."

Zwei Atemzüge lang war Stille, dann fingen beide an zu kichern. Und sie fingen an, sich gegenseitig zu erzählen, wie sie sich auf einmal wieder wie Teenager fühlten. Und dann rutschte unvermittelt das Handtuch herunter, das bis dahin Frau Kühls Brust bedeckt hatte. Zunächst redeten und lachten beide weiter. Tatsächlich bemerkte Sonja es erst, als Frau Kühl das Handtuch kurz anhob, wie um die Blöße zu bedecken, zögerte und schließlich meinte, es sei „nach alledem” ja wohl nicht nötig, irgendeinen Anstand zu wahren.

Sonja fiel auf, dass sie an den vorangegangenen Abenden sich vor lautet Aufregung kaum Zeit gelassen hatte, den Körper ihrer Kollegin genauer zu betrachten. Sie sah gut aus für ihr Alter. Frau Kühl musste lachen als sie das hörte. Es schloss sich eine ausfûhrliche Unterhaltung an, an welchen Körperstellen sich im Laufe der Jahre die eine oder andere "Schramme im Lack" zeigte. Sonja hatte irgendwann ihre Kinder dabei beobachtet, wie sie ausgiebig ihre Körper verglichen. Jetzt fühlte sie sich selber so.

Auf einmal wurde ihr bewusst, dass sie mittlerweile beide durch das viele Körperteile in die Webcam halten nackt waren. Ohnehin waren sie nach dem Saunagang je nur wenig bekleidet gewesen. Vor ihr auf dem Bildschirm sah sie Frau Kühl breitbeinig auf ihrem Bett sitzen. Ihr Blick wurde fast magisch angezogen von dem, was sich bei der schlechten Bildqualität ungefähr zwischen den Beinen erahnen ließ. Sie dachte an ihren seltsamen Traum, in dem ihr Mann dort zwischen den Beinen gesessen hatte. Diesmal - in der Realität - würde er ihr keine Vorhaltungen machen.

Bei dem Gedanken musste sie lächeln. Frau Kühl schien sich ihre Gedanken zu machen, woran sie grade dachte, denn sie ließ ihre Beine langsam weiter auseinander gleiten und gab den Blick jetzt völlig frei. Sonja hatte sich noch nie ernsthaft über die Ästhetik weiblicher Geschlechtsorgane nachgedacht. Ihr gefiel das, was sie vor sich auf dem Monitor sah. Es löste kein Verlamgen in ihr aus wie zuweilen ein attraktiver Mann. Es war einfach schön an zu sehen. Noch dazu war es interessant zu beobachten, wie sie sich beide unterschieden.

Naturlich hatte Sonja schon früher andere Frauen beobachtet. Aber durch die Situation vor dem Bildschirm war es anonymer als im direkten Kontakt. So war es viel einfacher, sich etwas in Ruhe anzusehen, das sie sonst nur kurz aus den Augenwinkeln gesehen hätte. Und sie bemerkte, dass auch Frau Kühl sie beobachtete. Sie nahm ihre Beine auseinander. Eine ungewohnte Erregung kam in ihr auf. Sie fühlte sich irgendwie frei ohne sich einem „Das-Tut-man-nicht” unterwerfen zu müssen.

Als Frau Kühl sich bewegte, glitzerte etwas zwischen ihren Beinen im licht der Nachttischlampe. Sonja sprach ihren Gedanken aus: "Werden Sie etwa feucht, während Sie mich ansehen?" Irgendwie klag die Frage absurd, als sie ausgesprochen war. Sonja kicherte verlegen. Aber sie bekam eine Gegenfrage als Antwort: "Und Sie doch auch, oder nicht?"

Frau Kühl hatte Recht, Sonja spürte, wie jeder Windhauch in ihrem Schoß kühl auf die hervorquellenden Tropfen stieß. Trotzdem legte prüfend einen Finger zwischen die feuchten Lippen. Sie hatte überlegt, einen lustigen Spruch zu erwidern, aber als der Finger leicht auf der warmen, nassen Vulva lag, erfüllte auf einmal eine Welle der Lust. Sie scjloss die Augen und atmete lauter ein als sie gewollt hätte. Als sie die Augen wieder öffnete, sah Frau Kühl freundlich lächelnd aus ihrem Laptop auf Sonja. Und auch sie hatte eine Hand zwischen ihre Beine geschoben.

Kurz, vielleicht nur für den Bruchteil einer Sekunde, sah Sonja, wie sie zwei Finger zwischen glatt rasierte, glänzende Haut schob. Aber ihre Aufmerksamkeit wurde wie magisch vom Gesicht auf dem Monitor angezogen. Der Blick wirkte aufmerksam interessiert. Ab und zu an Zuckten die Mundwinkel. Die Augenbrauen waren wie bei höchster Konzentration zusammengezogen. Sonja versuchte, das Bild mit ihren eigenen Emofindungen zu vergleichen. Natürlich war das ein unsinniges Unterfangen, aber dennoch war ihr, als entstünde dabei eine Verbindung zwischen ihr und der anderen.

Und plötzlich, wie eine große Welle am Strand, riss sie ihre eigene Lust mit. Sie merkte nicht, wie iher Hände in ihrem Schoß wühlten, sah nicht, wie das Gesicht auf dem Monitor zusammenzuckte, hörte weder das seltsam verfremdete Keuchen aus den Lautsprehern noch ihr eigenes - alles verschwamm in einem golden warmen, wohligen Moment, in dem alles gut war.

Als sie zurück im Jetzt war und ihr Hotelzimmer wieder wahrnahm, lag sie breitbeinig vor ihrem Laptop. Sie war schweißnass und zwischen ihren Beinen hatte sich auf dem Laken ein großer, feuchter, nach Sex riechender Fleck ausgebreitet. Sie hätte nicht sagen können, wie lange sie regungslos dagelegen hatte als sie wieder auf den Monitor sah. Frau Kühl lag in ähnlicher Position da, hatte eine Hand locker in ihrem Schoß liegen und zuckte hin und wieder zusammen, wenn ihre Hand gegen die empfindlich geschwollene Haut stieß.

Lange lagen sie so nebeneinander. Zumindest fühlte es sich so an, obwohl sie tatsächlich sogar in verschiedenen Stockwerken des Gebäudes waren. Sie sagten nichts. Zwischen ihnen hatte sich eine tiefe, vertraute Übereinkunft ausgebreitet, die Worte überflüssig machte. Irgendwann sagte eine Gute Nacht und die andere lächelte. Sonja hätte ihrem Mann gerne von ihrem Abend berichtet, aber sie war so tief entspannt, dass es ihr nicht einmal gelang, die Bettdecke über ihren noch immer feuchten Körper zu ziehen, bevor sie einschlief.

Sie holte den Bericht am nächsten Morgen noch vor dem Frühstück nach. Es sprudelte aus ihr heraus, kaum dass sie seine Stimme am Telefon hörte. Nach dem ersten Wortschwall unterbrach er sie lachend: „Mit so was kommst du 5 Minuten bevor deine Mutter kommt um die Kinder in die Schule zu fahren? Du weißt schon noch, dass ich mit gebrochenem Bein und nur im Schlafanzug in der Wohnung unterwegs bin, weil ich mich nicht alleine umziehen kann? Was meinst du passiert mit, wenn du mir das alles erzählst?“ Jetzt musste sie auch lachen: „Wahrscheinlich denkt sie, du freust dich sie zu sehen…“ Beide kicherten vor sich hin und sie versprach, nach ihrer Rückkehr am Abend in Ruhe zu berichten.

Der Tag war für Sonja wie ein schöner Traum. Alles schien ihr zu gelingen, sie war bestens gelaunt, das Essen war gut. Wenn Frau Kühl und sie unbeobachtet Blicke austauschten, mussten beide vielsagend lächeln. Am Ende wurde Sonjas Vorschlag größtenteils umgesetzt. Als sie später in der Bahn saß schrieb sie Frau Kühl eine SMS, ob der Erfolg ihrem gemeinsamen „Erlebnis“ zu verdanken sei. Die Antwort kam sofort: „nein – war einfach gut“.

Nachdem sie zuhause ihren Koffer in die Ecke gestellt, gegessen und die Kinder auf ihre Zimmer geschickt hatte, setzte sie sich wie immer nach Dienstreisen an den Schreibtisch, um ihre Notizen zu ordnen und auch später noch alles wieder zu finden. Plötzlich meldete sich ihr Handy mit einem ihr bis dahin unbekannten Klingelton. Er gehörte zur Videotelefonie-Funktion, von der sie bis dahin gar nichts gewusst hatte. Als sie den Anruf annahm grinste sie ihr Mann an: „So, was genau hat meine wunderschöne Frau gestern mit ihrer Kollegin getrieben?“

Ihre Tochter wurde nicht zur Jugendnationalmannschaft eingeladen, fand das aber nicht schlimm, weil sie dann viel zu wenig Zeit für ihre Freunde gehabt hätte. Ihr Sohn schrieb tatsächlich eine ordentliche Physikarbeit und Sonjas Instinkt hatte fast richtig vermutet, woher der plötzliche Eifer gekommen war. Nur dass der Schwarm ihres Sohnes Tobias hieß. Alles in allem war sie rundum zufrieden mit ihrer Familie und ihrem Leben. Nur ihre Handy-Verträge mussten ihr Mann und sie anpassen, nachdem die Videotelefonie regelmäßig in Anspruch genommen wurde.

Mehr Stories von guapasguapo

Kommentare

  • tino310
    tino310 am 15.03.2021, 15:28:34
  • Richard40
    Richard40 am 13.07.2013, 07:46:50
    Sehr gut
  • Concha
    Concha am 03.02.2013, 12:41:22
    Sehr stimmungsvoll und geil geschrieben. Mehr, mehr, mehr!
  • elle&lui
    elle&lui am 01.11.2012, 05:12:33
    man fühlt sich wie mitten drin in dieser prickelnd geilen Story. KLASSE
  • hans1
    hans1 am 27.10.2012, 09:07:53
  • dorko90
    dorko90 am 26.10.2012, 09:36:26
  • Frieder+Kira
    Frieder+Kira am 25.10.2012, 22:59:04
    Sehr geil geschrieben, verdammt gut zu lesen, weiter so bitte
    :) am 25.10.2012, 23:51:11
Du darfst diesen Beitrag leider nicht kommentieren!