Die Wand
Seminare in anderen Städten waren für Herrn K. immer wieder eine angenehme Abwechslung zum Alltag. Ab und zu ist es einfach schön, mal aus den eigenen vier Wänden heraus zu kommen, mit anderen Leuten zu diskutieren und nach Feierabend dazu auch eine neue Umgebung kennen zu lernen.
Auch dieses Mal zog in eine kleine Gruppe, dazu noch bei bestem Sommerwetter nach dem Abendessen von Kneipe zu Kneipe. Es wurde gelacht und getrunken, aber als die Gruppe zu später Stunde beschloss, eine Diskothek anzusteuern, merkte er auf einmal, wie müde er war.
Er verabschiedete sich von den anderen und nur eine Handvoll Kollegen und -innen schloss sich ihm an. Es wurde unterwegs viel gelacht und in der U-Bahn noch ein letztes Bier vom Kiosk getrunken. Nur die junge Kollegin, Frau G., die neben ihm saß, wurde immer stiller. Schließlich schlief sie ein und ihr Kopf sank auf Herrn K.s Schulter. "Ein Traumpaar gebt ihr beiden ab", lachten die Anderen und machten schnell ein paar Fotos. "Man weiß ja nie, ob man mal ein Druckmittel braucht!" Herr K. lächelte nachsichtig.
Als die Bahn in ihren Zielbahnhof einfuhr weckte er die Schlafende. Es war ihr sichtlich peinlich. Wenn sie nicht so schüchtern wäre, dachte er bei sich, verwarf aber alle Gedanken an das "Dann-Könnte" ganz schnell wieder.
Das Hotel bestand aus mehreren Bungalows aus den 60ern, schön renoviert und romantisch um einen kleinen Teich gruppiert. Nur Herr K. Und die immer noch bei jedem Blickkontakt Errötende hatten Zimmer in einem der Häuschen direkt am von großen, silbern glänzenden Skulpturen umstellten Wasser. Er versuchte noch einige Male, sie zu überzeugen, dass alles in Ordnung sei, gab dann aber auf verabschiedete sich und ging in sein Zimmer.
Er öffnete das Fenster und sah auf den Teich, in dem sich die Sterne spiegelten. Dazu stand eine der Skulpturen direkt vor seinem Fenster, ragte in das Wasser hinein und gab dem Sommerabend eine unwirkliche, glitzernde Atmosphäre.
Da wurde das Fenster neben ihm geöffnet. Er hatte nicht gewußt, dass die Frau G. ihr Zimmer direkt neben seinem hatte. Als sie ihn sah, errötete sie erneut. "Nicht schon wieder!", lächelte er hinüber. "So werde ich immer an Ihren hochroten Kopf denken müssen..." Für einen Augenblick sahen sie sich an und mussten dann beide plötzlich lachen. "Wenigstens werden Sie mich nicht vergessen", gluckste sie und wünschte eine gute Nacht.
Er legte seine Kleidung ordentlich zusammen und ließ sich nackt in das weich Bett fallen, schaltete Herr K. das Leselicht an und blätterte noch etwas in einer Zeitschrift. Seine Gedanken schweiften ab. Wahrscheinlich war es der Alkohol, der ihm ihren Kopf auf seiner Schulter wieder ins Gedächtnis rief. Ihre Haaren hatten angenehm gerochen...
Er griff unter die Decke. Der Gedanke an ihren Duft und ihre weiche Haut hatte seine Fantasie angeregt. Nach einer Weile sanftem Streicheln schob er die Decke zur Seite. Ein warmer Luftzug zog durchs Fenster, strich über seine Haut und erfüllte den Raum mit Bildern von frisch gemähtem Rasen und feuchter Sommererde. Sein Griff um sein Geschlecht wurde fester und als er begann, sich rhythmisch zu bewegen, stellte er fest, dass das Bett quietschte. Ich sollte vorsichtig sein, dachte Herr K., Frau G. ist ja auch jetzt schon peinlich berührt. Er musste schmunzeln. Aber genau in diesem Moment hörte er das Quietschen wieder. Er hatte sich gar nicht bewegt. Es kam - da war er sich sicher - aus dem Raum nebenan. Er starrte gebannt auf die weiße Wand. Frau G. musste direkt neben ihm liegen. Er verhielt sich ganz ruhig.
Eine Weile schien die Zeit wie eingefroren, aber dann hörte er ein Rascheln. Die Bettdecke! Der Gedanke schoss ihm direkt in seinen ohnehin schon erregten Schoß. Was sie wohl gerade tut? Vorsichtig fing seine Hand wieder an, langsam auf und ab zu gleiten. Jetzt hörte er wieder Rascheln hinter der Wand, und ein Geräusch, als wäre Frau G. im Bett hin und her gerutscht. Und dann machte sie einen Laut, der eine Mischung aus Räuspern und leisem Stöhnen war.
Herr K. Wagte kaum, sich zu bewegen, er wollte jedes störende Geräusch vermeiden, denn er bildete sich ein, er könne ihren Atem hören, tief und stoßweise. Und erst leise, aber dann immer deutlicher war das rhythmische Quietschen dess Bettes wieder da. Ihr Atem und das Bett vermischten sich mit seinem eigenen Herzschlag zu einem eigenartigen Trommeln, da immer schneller wurde, rasend zu letzt, und dann plötzlich wie ein tobendes rauschen in seinem Kopf war.
Dann hörte er ihre Stimme. Nur ganz kurz, wie ein fragendes Keuchen: "Oh?". Dann Stille.
Wie gebannt hatte Herr K. sich an sein Geschlecht gekrallt, so dass es fast schmerzhaft wurde. Hatte er das gerade wirklich erlebt? Wie in Trance begann er, seinen harten Schwanz erneut zu bearbeiten, aber kaum hatte er Fahrt aufgenommen, begann hinter der Wand der Rhythmus wieder. Erst nur das quietschende Bett, dann die feurigen Atemstöße. Jetzt lauter, keuchender, sofort wieder in dem rasenden Trommeln und es war ihm fast, als könne er das Vibrieren ihres Bettes durch die Wand hindurch spüren. Viel schneller kam diesmal der Sturm und endete jetzt in einem kurzen, unterdrückten Stöhnen, fast einem Schrei. Herr K.s Körper brannte vor Lust sehnte sich nach Erlösung, aber auch jetzt dieses Mal wagte er nicht, sich zu bewegen. Er sog jeden Laut aus Wand in sich auf.
Als es hinter der Wand wieder ruhig war, hörte er ihren erschöpften Atem. Jetzt gab es für ihn kein Halten mehr, seine Hand flog auf und ab. Erregung strömte durch jede Faser seines Körpers, als wäre er noch nie so erregt worden. Und Herr K. war wie von Sinnen, sofort setzte hinter der Wand dieser rasende Rausch mit ein, als habe sie nur auf ihn gewartet. Sich keuchte mit ihm, stöhnte mit ihm und als er hörte ein langgezogenes, leises, zitterndes Zischen aus ihrer heiseren Kehle, als sich seine Anspannung in nie enden wollenden Stößen auf seinen verschwitzten Körper entlud.
Das kann alles nicht war sein, dachte er, aber Erschöpfung und Schlaf hüllten ihn ein, bevor er das Licht löschen konnte.
Am nächsten Morgen traf er Frau G. beim Frühstück. Sie grüßte, plauderte locker. Wenn er sie so deutlich gehört hatte, konnte es sein, dass sie ihn nicht bemerkt haben könnte?
Der zweite Seminar-Tag zog vorbei, aber Herr K. war nicht ganz bei der Sache. Verstohlen blickte er zu Frau G. hinüber, traute sich aber nicht, sie zu fragen. Was hätte er auch sagen sollen?
Am Nachmittag, auf dem Weg zum Zug, traf er vor der Bahnhofshalle unvermittelt auf Frau G. „Entschuldigung, ich würde gerne noch mit Ihnen plaudern“, sagte sie, „aber mein Zug geht gleich.“ Sie blieb doch kurz stehen und sah ihn an. „Und bei Ihnen weiß man ja nie...“, fügte sie hinzu. „Was meinen Sie?“, griff er das Gespräch auf. „Dass Sie sich so entblößen, vor einer fremden Frau, meine ich.“
Herr K. musste ziemlich ratlos ausgesehen haben. „Jetzt sagen Sie nicht, dass Sie nicht extra das Fenster offengelassen haben und Ihre Nachttischlampe auf das Bett gerichtet haben, so dass sich alles, was Sie gestern Abend so getrieben haben, in der Metallfigur vor Ihrem Fenster gespiegelt hat!“ Herr K. spürte die Schamesröte in sein Gesicht steigen. Sie hatte ihn die ganze Zeit beobachten können?
Aber sie ließ ihm keine Gelegenheit, weiter nachzudenken, griff in ihre Handtasche und zog eine Kamera hervor. Klick! „Und jetzt können wir uns beide an hochrote Köpfe erinnern!“ Sie kicherte laut und ließ in einfach stehen.
wirkt schon etwas konstruiert.