Story: Ei

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von shabu am 1.9.2014, 22:22:58 in Voyeurismus & Exhibitionismus

Ei

Ich hatte genau eine Stunde Zeit. Und es kotzte mich jetzt schon an. Ein steifer Abend mit Menschen die man nicht kennt und eigentlich gar nicht kennenlernen will.

Wir hatten vereinbart uns dort zu treffen. Damit fiel wenigstens der genervte Countdown weg. „Beeil dich wir müssen in 20 Minuten gehen“, nur mehr fünf Minuten Anna gib Gas“

Dabei war ich immer in time, immer! Fast.

In ein Handtuch gewickelt blätterte ich mich durch den Schrank. Das Rote? Nein auf keinen Fall, nur nicht herausstechen aus dem Menge. Ein Ort wo ich nicht gesehen werden muss. Er hätte sich sicher das kleine Schwarze gewünscht. Das mit dem Angeber Dekolleté. „Schaut her, die Frau an meiner Seite das gute Stück“ – Pech gehabt.

Na gut zumindest die Strümpfe mit Naht. Die sind nie ein Fehler. Und drunter rot, krampusrot. Ein Kompromiss mit mir selbst.

Als ich vorm Spiegel stand und mich fragend anblickte fiel mir der Film vom letzten DVD Abend wieder ein. Aimee und Jaguar.

Her mit dem Lockenstab. Ich drehte mir die Löckchen ein, und als ich sie so um die Ohren wippen sah wusste ich es.

Marlenehose in schwarz. Unten ganz weit, knalleng um den Arsch. Dazu die taillierte kurze Jacke. Wie hieß dieses Ding eigentlich – Frack ohne Flügel vielleicht.

Der Countdown kam per SMS. „ Ich hoffe du bist bald fertig – wir treffen uns um acht – nicht vergessen!“

Ich glaube er war nervös.

Als ich in die Hose schlüpfte war es wie befürchtet, viel zu lang. „Die müssen sie mit Hochhackigen tragen gnä Frau“, hatte der Verkäufer gemeint und sich dabei über die Lippe geleckt. Ich konnte mich wieder erinnern.

Die Stilettos waren tatsächlich ein bisschen vertaubt. Mit dem Handtuch wischte ich den Staub vom schwarzen Lack und seufzte. Mit stand nicht nur ein Abend voller Langeweile sondern auch voller Schmerzen bevor. Aber das war jetzt auch schon egal.

Das unter der Jacke war schnell gewählt. Weil nur in krampusrot darunter würde das auf diesem vermaledeiten Geschäftsevent sicher auch für Gesprächsstoff sorgen. Seide schwarz, genau richtig aufgeknöpft um den Hauch einer Ahnung zuzulassen. Kurz überlegte ich die Fliege von Hans umzulegen aber das war mir dann doch zu albern. Und ihn hätt‘s nicht so amüsiert wie mich….

Als ich Spiegel den Lippenstift auflegte bereute ich es zum ersten Mal im Leben nicht wasserstoffblond zu sein. Das hätte mich heute erfreut. Wobei eigentlich war ich zufrieden mit mir. Die Dietrich wäre stolz auf mich gewesen. Noch schnell die Wimpernzange. Passt. Ich legte das schwere Parfum auf. Irgendwie kam ich in liederliche Stimmung völlig unpassend für das Bevorstehende. Wobei……

„Bist du schon am Weg, ich bin in 20 Minuten da“

Ja verdammt.

Soweit es die Schuhe zuließen eilte ich schnellen Schrittes dem Lift zu. Es ging erstaunlich gut mit den Schuhen. Schon lange nicht mehr getragen und eigentlich nur zum darin liegen erstanden. Nur das rechte Riemchen an der Fessel zwickte ein bisschen.

Der pickelige Taxifahrer hatte Mitleid mit mir und ließ mich im Auto rauchen. Eine letzte Zigarette vor der Langeweile.

Ich sah wie er mich im Rückspiegel beobachtete. „Sie bräuchten jetzt nur mehr so einen Zigarettenspitz wie mein Opa“.

„Ja, bräuchte ich. Haben sie denn einen dabei?“

„Nein?“

„Na dann liebe Grüße an den Opa!“

Aus der Ferne sah ich Hans schon vor dem Eingang auf und ab laufen.

Kuss auf die Stirne.

„Gar nicht im kleinen Schwarzen Anna, schade“

„Ja, du mich auch. Los geht’s“

Der Boden war wacklig, ich hängte mich unter.

„Der Gmeiner wird auch kommen und der Sommer und wenn ich mit dem nur zehn Minuten alleine reden könnte, der würde mein Projekt…….. Ah guten Abend, küss die Hand.“

„Und Anna bitte trink nicht zu viel ok. Und nicht immer über Bücher reden beim Smalltalk weil das langweilt die Leute immer“

„Wenn der Herr adäquate Themen vorschlagen würden bei dem die Tussis auch mitkommen“. Ich wurde genervt. Langsam aber sicher.

„Um Himmels willen nenn sie nicht Tussis“

Sie waren Tussis! Je höher in der Hierarchie desto jünger wurden die Frauen an der Seite der Vorgesetzten. Die Gesprächsthemen lagen zwischen „neulich auf Ibiza und neulich im Nagelstudio“.

Im Lift an der Rückwand versuchte ich ihm einmal an die Hose zufassen, die Liederlichkeit war hartnäckig. Ich erwischte ihn eindeutig im falschen Moment. Ruckartiger hätte man sich nicht wegdrehen können.

Wir nahmen die letzten Stufen. Ich richtete noch einmal seine Krawatte. Er war wirklich nervös.

Einatmen – ausatmen. Lächeln aufsetzen – eintreten.

Der Begrüßungsdrink war zumindest stark und der Kellner mit dem Tablett äußerst knusprig. Ich war ein wenig versöhnt.

Durch den Saal wurden Damen von ihren Begleitern an der Hüfte durch den Raum geschoben. Ein seltsamer Businessreigen. Im Hintergrund dudelte diese beliebige Loungemusik.

Ich blieb untergehakt. Dort ein „guten Abend“, hier ein „nice to meet you“. Eine Runde durch den Raum.

Als Hans sich anschickte zu einem Rudel Männer zu stürmen verweigerte ich mit den Hacken am Parkett bremsend seinen Lauf“

„Geh alleine plaudern, ich komm schon zurecht.“

Ich stellte mich vor eine Säule, so gab es zumindest keine unerwarteten Angriffe von hinten. Alles schon passiert….

An meinem zweiten Drink nippend beobachtete ich den Aufbau des Buffets. Zumindest das sah vielversprechend aus. Wenn nur nicht diese Rederei davor immer war.

„Andrea, meine Liebe schon lange nicht mehr gesehen!“

„Anna mein Name, guten Abend!“

„Ach ja genau“ Hans Chef stand schwitzend vor mir. Immer eine Hand in der Hosentasche. Festgewachsen. Danach folgte peinliches Schweigen. Und Starren.

Es gibt zwei verschiedene Arten wie man einer Frau auf die Brüste starren kann. Bewundernd freudig und widerlich schleimig. Die Grenze ist hauchdünn. Sein Blick war Zweiteres. Und er machte sich nicht einmal die Mühe ein Gespräch ins Laufen zu bringen. Ich mir allerdings auch nicht.

„Wo darf man denn hier rauchen eigentlich?“ unterbrach ich die Stille.

„Draußen auf der Terrasse ums Eck, zu schade, dass ich damit aufgehört habe“

„Ja, zu schade, wir sehen uns.“

Der Ausblick war atemberaubend. Ich mochte Wien bei Nacht. Und ich mochte die Donau bei Nacht. Irgendwie schien Nikotin nicht mehr in zu sein, außer mir war niemand da. Ich genoss die Ruhe und die Aussicht. In zweieinhalb Stunden ist alles vorbei sagte ich mir.

In einer Ecke bewegte sich was. Auf einem Blumentrog saß eine Gestalt. Diese stand auf schnippte die Zigarette über das Geländer und kam in meine Richtung. Der Kellner vom Empfang. „Hu erwischt. Eigentlich dürfen wir im Dienst nicht rauchen. Ich hoffe sie verraten mich nicht“

„Nur wenn Sie mir bei meiner Zigarette noch Gesellschaft leisten und nicht über Ibiza sprechen“

„Ibiza?“

„egal“

Als es sich zur Terrassentüre drehte um zu prüfen ob kein Oberkellner ihm gewahr wurde, öffnete ich unauffällig einen weiteren Knopf obenrum.

Wir flirteten uns durch die Zigarettenlänge. Er war mindestens zehn Jahre jünger als ich. Und ich mochte wie er rot werden konnte. Der arme junge Mann bekam meine ganze heutige Liederlichkeit in Breitseite ab. Es schien ihn aber nicht zu stören. Und er erkannte mein Dietrich Zitat. Filmstudent – so ein Zufall.

Als ich ihn bat den Spiegel zu halten um meine Lippen nachziehen zu können zitterten seine Hände ein wenig. Süß.

Wir verabschiedeten uns fast mit Bedauern. Ich wette wir hatten beide „was wäre wenn“ Gedanken.

Ich sog noch einmal Luft ein um dann wieder in den Kampflächelmodus zu verfallen.

In einer Ecke sah ich Hans stehen. Er redet mit einem mir unbekannten Mann der leicht gelangweilt schien. Hans gestikulierte wild. Der Gelangweilte schien schon fast zwischen den Dekopflanzen zu verschwinden.

Da klickte es in mir. Die Liederlichkeit und das Mitleid mit dem Unbekannten nahmen überhand.

Von hinten näherte ich mich Hans. Dank der Absätze waren wir fast gleich groß und so konnte ich ihm ungehindert von hinten ins Ohr flüstern: „ in mir steckt was Goldenes und das ist die Fernbedienung“. Dabei ließ ich ihm das kleine weiße Ding in die Sakkotasche gleiten.

Verwirrt und auch ärgerlich drehte sich Hans herum. „Was sagst du?“

Diese Sekunde nutze der Gelangweilte um sich aus dem Staub zu machen.

„Bist du wahnsinnig! Jetzt hatte ich den Sommer endlich alleine für einen Moment und erfand meine Ideen super und das hätte ein Karrieresprung sein können.“

„Oh sorry, ich wusste ja nicht wie gefesselt er von dir war……. Blöd, entschuldige, ich kannte den Sommer nicht.“

„Was wolltest du eigentlich?“

„Äh, nicht so wichtig…“

Hans zog die Fernbedienung aus seiner Tasche.

„Was ist das? Hast du eine Garagentüre mitgebracht?“

Er drehe einmal voll auf und wieder ab. Ich machte vor Schreck einen kleinen Hüpfer.

Hans schaute mich mit zugekniffenen Augen an. „Was ist das?“

Wieder musste ich hüpfen, nur nicht mehr ganz so ich war ein wenig vorbereitet.

Hans starrte auf den Regler „hast du was von goldenes gesagt vorhin?“

„Äh, ja“ ich musste schlucken. „genaugenommen ein goldenes Ei in meiner Möse.“ In dieser Minute bereute ich es ihm die Fernbedienung zugesteckt zu haben. Und gleichzeitig wurde zu den Plätzen gebeten. Als ich davor noch schnell das Klo anpeilen wollte erkannte Hans meine Gedanken.

„Nichts da, Rache ist süß“ raunte er als er mich Richtung Tisch schob. Dabei begann es in mir leicht zu summen.

Bis heute habe ich keine Ahnung mehr was der Inhalt der Reden war. Ich weiß nur noch, dass ich mich in Hans Knie krallte und jedes Mal wenn das Ei eine Pause einlegte in nervöser Erwartung auf das nächste Summen war. Nervöse Anspannung um nicht in Überraschung losseufzen zu müssen.

Als ich das erste Mal kam täuschte ich einen Hustenanfall vor. Hüstelte in meine Serviette und tupfte damit gleich ein wenig Schweiß von der Nasenspitze.

Das zweite Mal hatte sich Hans für den großen Schlussapplaus aufgehoben. Ein merkwürdiges Gefühl zu kommen in dem Moment wenn 200 Menschen applaudieren. Man hat fast das Bedürfnis danach aufzustehen um sich zu verbeugen.

Als alle begannen dem Buffet zuzuströmen hatte ich ein paar Momente um mich wieder zu sammeln. Ich schüttelte mein Haar zurecht und wachelte mir mit der Menükarte ein wenig Luft zu.

Hans schickte sich ebenfalls an Essen holen zu gehen. Er stand auf und wollte eben meinen Sessel nach hinten schieben als es mir einfiel.

Ich zog ihn zu meinem Ohr herunter und flüsterte. „Ich kann jetzt nicht aufstehen, wenn ich das tue hinterlasse ich einen mächtigen nassen Fleck am Sitz, ich kann nie wieder aufstehen“

Hans grinste.

Und laut sagte er zu mir „ Ach Schatz bleib sitzen ich bring dir was mit“

Mein Tischnachbar mischte sich ein „ na Ihnen geht’s aber gut heute, sie werden verwöhnt“

Während ich rot anlief meinte Hans „ Naja sie hat ein wehes Bein, das muss man ja nicht mit Essenholen strapazieren wenn der Mann doch dafür da ist“

„Wehes Bein…äh ja “ der Tischnachbar blickte auf meine Stilettos.

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orgasmus, sexspielzeug

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Kommentare

  • Flinkezunge66
    Flinkezunge66 am 05.09.2022, 13:18:18
    Ich finde es gelungen
  • sebi3101
    sebi3101 am 02.11.2021, 07:35:38
  • tino310
    tino310 am 19.03.2021, 07:50:21
  • Anonym
    von einem Mitglied am 27.03.2017, 22:27:10
    Erotische Prosa auf höchsten Niveau !
    merci mr. fucadorer! am 28.03.2017, 11:53:27
  • empty1311
    empty1311 am 18.02.2017, 10:51:15
    Sehr anregend geschrieben, gnä Frau. ;) Ich hätte auch meinen Spaß gehabt mit der Fernbedienung. Eine Frau sieht immer so seelig aus in dem Moment wenn sie kommt. Und nach der Pflichtveranstaltung dann zu Hause die Früchte ernten :P
    du hast es erfasst! das wäre dann teil zwei der geschichte. am 27.03.2017, 00:12:41
  • max4joy
    max4joy am 23.10.2015, 17:04:10
    tolle erzählung, hat mir sehr gut gefallen. eine schöne mischung aus wiener charme und geilheit, wie ich meine.
    danke! und es macht immer eine gute Mischung aus oder? am 15.02.2017, 19:06:07
  • Anonym
    von einem Mitglied am 11.02.2015, 18:41:54
  • bg4711
    bg4711 (Bernd) am 05.01.2015, 12:12:23
    Schöne frauliche Geschichte!
  • Tommi2706
    Tommi2706 am 04.01.2015, 23:03:39
    .fein
  • Stoiker
    Stoiker am 04.01.2015, 22:34:53
    nur die hoechsten wertungen, ausnahmlos. gut so!
    küss die hand der herr!
    ein jammer, dass es vor nicht zu langer zeit von uns gegangen ist das gute ei. bitte um eine gedenkminute! am 04.01.2015, 22:36:17
  • (gelöschter User) am 12.11.2014, 19:10:04
    fein............. und locker
  • metroman
    metroman am 10.11.2014, 22:15:59
    erotisch und schön geschrieben.
  • Anonym
    von einem Mitglied am 10.11.2014, 14:44:48
    herzlich gelacht - super geschrieben!
  • Yaru
    Yaru am 30.10.2014, 20:33:19
    Was für eine Schreibkunst. Das ist hohe erotische Schule... Bitte mehr davon, Chapeau...;-)
  • 6himmel
    6himmel am 27.09.2014, 13:28:33
    SUPERschön geschrieben....
    Mehr davon...
  • HotRod
    HotRod am 12.09.2014, 09:08:28
    sensiationell geschrieben. Sehr erotisch und nicht so platt wie das Meiste hier. Ein Vergnügen! Danke.
  • Carsten35
    Carsten35 am 02.09.2014, 13:02:21
    nicht schlecht! ich hatte ein ähnliches Erlebnis aus Sicht des Mannes allerdings.
    teil doch deine geschichte auch mit uns! klingt spannend: "aus der sicht des mannes" am 02.09.2014, 18:41:53
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