Kälte
Rhoona kauerte in einer embryoartigen Hockstellung in einer schmalen Nische und schlief. Erik konnte nicht schlafen. Zuviel war in der letzten Zeit geschehen, das seinen Geist beschäftigte. Er wußte nichts von den Beschädigungen, die die Kapsel blind, taub, lahm und - was noch schlimmer war - stumm gemacht hatte, doch unbewußt ahnte er, daß etwas nicht stimmte. Wie lange waren sie schon unterwegs? Er starrte auf die großen roten Leuchtziffern der Flugzeitanzeige, der einzigen Anzeige auf der nutzlos gewordenen Steuerkonsole, mit der er etwas anfangen konnte: sie zeigte knapp 10 Stunden.
Die hatten die ersten paar Stunden verschlafen, müde wie sie gewesen waren. Erik glaubte sich noch an den Anblick des kleinen Frachters zu erinnern, über ihm drohend das andere Schiff und Männer in Raumanzügen, kleine Lichtpünktchen, die in der Sonne glitzerten, bis die Entfernung sie nicht mehr von den Sternen im Hintergrund unterscheidbar machte.
Sein Vater war tot, sonst hätte er sie schon längst gerettet. Nur dunkel konnte sich Erik daran erinnern, was sein Vater gesagt hatte, als er ihn und seine Schwester aufgeweckt und zu den Rettungskapseln geschickt hatte: das eine Wort "Raumpiraten" war in seinem Gedächtnis haften geblieben. Doch nie würde er den Ausdruck wilder Verzweiflung und Entschlossenheit vergessen, der in den Augen seines Vaters gelodert hatte. Sein Vater - nur mehr ein toter Körper, der schutzlos dem Vakuum ausgeliefert unter den Trümmern seines Raumschiffes trieb.
Irgendwie berührt es mich überhaupt nicht, stellte Erik fest, und versuchte sich dafür zu schämen. Er wollte weinen, aber er konnte nicht.
"Aber - ich habe ihn doch gern gehabt!", sagte er und hieb mit der Faust auf den Boden.
Rhoona räkelte sich und brachte sich in eine anscheinend bequemere Position.
Mit einem Mal wurde Erik bewußt, daß er nun für seine Schwester verantwortlich war. Er war der Mann, er mußte für sie sorgen, auf sie aufpassen, sie beschützen. Energisch stand er auf und betrachtete die Anzeigen. Alle lebenswichtigen Funktionen schienen OK zu sein. Die gelben Balken ragten alle weit in den grün markierten Bereich. Erik streckte sich am Boden aus und versuchte, ein wenig Schlaf zu finden.
16 Stunden Flugzeit.
"Erik!"
Rhoona stieß ihren Bruder unsanft an.
"Mhh", Erik schüttelte sich unwillig und versuchte, den Schlaf festzuhalten. Es gelang ihm nicht.
"Wasisnlos?" murmelte er, schlaftrunken, und rieb sich die Augen. Dann erst wurde ihm wieder bewußt, wo er war.
"Ich hab' Hunger!" sagte Rhoona.
"Dann nimm dir was aus dem Automaten!"
"Geht nicht!"
"WAS?" Erik war blitzschnell auf den Beinen und stand mit einem Schritt vor dem Automaten. Er drückte den großen runden Knopf auf der Vorderseite.
Normalerweise hätte jetzt eine Klappe aufgehen und ein Tablett mit synthetischer Nahrung vor ihm stehen sollen. Tat es aber nicht. Erik drückten den Knopf ein zweites und ein drittes Mal, mit demselben Ergebnis.
"Verdammte Scheiße!" schrie er und trat energisch gegen die Basis des Geräts. Es begann leise zu summen, und drei Tabletts standen auf der offenen Klappe. "Alter Technikertrick", sagte Erik, "Hilft immer!"
Erik hatte nie die Zeit gefunden, wirklich mit seiner Schwester zu sprechen. Nun, wo sie nichts tun konnten außer warten, fanden sie wieder zueinander. Sie aßen und tranken, unterhielten sich, scherzten, lachten, bis sie müde waren und einschliefen.
34 Stunden Flugzeit.
Die künstliche Schwerkraft war eines der ersten Systeme, die den Geist aufgaben. Als Erik aufwachte, schwebte seine Schwester in ihrer Embryohaltung direkt über ihm. Ihr Nachthemd hatte sich selbständig gemacht, sodaß er direkt auf ihr nacktes Hinterteil blickte. Er versetzte ihr einen sanften Klaps, um sie umzudrehen, drehte sich jedoch dabei selbst in die andere Richtung. Rasch griff er nach dem nächsten Haltegriff und zog sie zu sich. Verwirrt wachte sie auf. "Was ist los?" fragte sie, noch halb verschlafen. "Keine Schwerkraft mehr!"
Erst jetzt bemerkte sie, sie größtenteils unbekleidet war, und versuchte, ihr Nachthemd mit einem Ruck hinunterzuziehen, wodurch sie sofort durch die Kapsel schoß und ziemlich unsanft an der Wand aufschlug.
"Hoppla!" sagte sie und rieb sich den Rücken, wodurch sich ihr Gewand abermals vom Körper löste. Diesmal hielt sie sich mit einer Hand fest, als sie es zurechtzupfte.
"Zieh's doch aus", meinte ihr Bruder, "Oder willst du den Rest der Zeit in Starre verfallen?"
"Komm, du bist meine Schwester! Wie du klein warst, hab' ich dich öfter nackt gesehen!", setzte er hinzu, als Rhoona zögerte.
Mit einer Hand streifte sie sich das Nachthemd mühsam über den Kopf. Sie begann
zu kichern, als es langsam, wie ein kopfloses Gespenst, durch die Kapsel segelte und sich schließlich an die kleine Aussichtsluke legte. Auch Erik begann zu lachen. Rhoona blickte an sich herunter, dann sah sie Erik an. Spontan rollte sie sich wieder zusammen und wandte ihrem Bruder den Rücken zu.
"Was ist denn?"
"Ich schäme mich, so - nackt!"
Ohne ein Wort zu sagen, zog Erik seinen enganliegenden Pyjama aus, was schwieriger mit einer Hand zu bewältigen war als er gedacht hatte. Schließlich hatte er es geschafft, und zwei weitere Gespenster schwebten durch die Kapsel. "Jetzt brauchst du dich nicht mehr zu schämen!", sagte er, "jetzt sind wir beide nackt"
Langsam entspannte sie sich und blickte zu ihrem Bruder, der sich auf der gegenüberliegenden Seite der Kapsel fest hielt. Erik sah sie an. Obwohl noch nicht ganz fünfzehn, hatte seine Schwester bereits recht gut entwickelte Brüste und einen ausgeprägten dunklen Flaum zwischen ihren Schenkeln. Er spürte, wie sein Penis hart wurde, ohne daß er etwas dagegen tun konnte. Rhoona versuchte, mit der freien Hand ihre Schambehaarung zu verdecken.
"Laß es uns tun", sagte Erik.
"Was tun?"
"Miteinander schlafen."
Rhoona sah ihn enrüstet an. Unwillkürlich wurde sie rot.
"Ich bin deine Schwester!"
"Bitte!"
"Nein! Das geht einfach nicht!"
"Verdammt, wir müssen sowieso sterben! Und ich möchte es zumindest einmal in meinem Leben getan haben! Verstehst du das nicht!" platzte Erik heraus.
"Sterben?" Entsetzen breitete sich auf ihrem Gesicht aus. "Warum denn sterben! Wir werden doch gerettet, oder?!" Sie begann zu weinen und rollte sich wieder zusammen.
"Ich fürchte, nein!" sagte Erik, und auch ihm stiegen Tränen in die Augen.
"Aber ... warum?" fragte seine Schwester, nachdem sie sich wieder etwas beruhigt hatten.
"Weil Daddy frühestens gestern auf Escoma erwartet wurde. Wahrscheinlich haben sie dort das Schiff auf die Vermißtenliste gesetzt. Dann wird eine Woche gewartet. Und erst dann wird vielleicht nach dem Schiff gesucht. Aber die Vorräte reichen nur für 48 Stunden. Das heißt, wenn nicht innerhalb von 13 1/2 Stunden ein anderes Schiff aufkreuzt und uns findet, müssen wir sterben."
"Ich dachte, die Vorräte werden ständig ergänzt."
"Auf großen Schiffen, ja - aber nicht auf solchen Kapseln wie dieser. Außerdem ist die Kapsel irgendwie nicht ganz in Ordnung. Die Schwerkraft ist schon ausgefallen, und wer weiß, was als nächstes dran ist ..."
"Und du schwindelst mich nicht an?"
"Schau selbst - dort, auf der Konsole, die Anzeigen für Luft, Wasser, Energie und so weiter."
Er deutete auf die Kontrollkonsole, und ließ den Arm einfach in der Position. Sie machte sich nicht die Mühe, nachzusehen; er hatte sie überzeugt.
Eine Weile verharrten sie schweigend, nachdenklich.
"OK", sagte Rhoona schließlich, stieß sich von der Wand ab und schwebte auf Erik zu. Die Berührung ihres Körpers steigerte seine Erregung noch. Sanft legte sie ihre Arme um seinen Hals und bewegte ihr Gesicht ganz nah zu seinem.
"Bitte, sei zärtlich zu mir", sagte sie, "Wenn wir schon sterben müssen, dann will ich auch etwas davon haben."
Dann preßte sie ihre Lippen voll auf seine und küßte ihn lange und intensiv.
Es dauerte einige Zeit, bis sie den richtigen Weg gefunden hatten. Schließlich umklammerte sie ihn mit ihren Beinen und führte seinen Penis mit der Hand zu ihrer jungfräulichen Spalte.
Beim ersten Mal kam Erik nicht weit. Erregung und Nervosität waren zu groß - er spritzte in die Luft. Ein feiner weißer Faden von Sperma bildete sich, der sich unter dem Einfluß der Oberflächenspannung langsam zu kleinen Kugeln zusammenzog. Sein Glied erschlaffte, und sie wollte sich von ihm trennen. Er jedoch hielt sie fest. "Es geht gleich wieder", sagte er, "Laß' mich dich nur anschauen."
Sie hielt ihn weiter umklammert. Der kurze Kontakt seines Organs mit ihrer Spalte aber hatte sie selbst ein wenig erregt. Während er sie ansah, suchte sie mit den Fingern den Punkt, dessen Berührung sie so nachhaltig erregt hatte, und fand ihn schließlich auch. Ihre Finger spielten noch um die Stelle, als ihr Bruder wieder in sie eindrang. Sie merkte es nicht einmal sofort. Erst als er mit seinem ersten Stoß das zarte Häutchen zerriß, riß sie der kurze Schmerz aus ihrer Verzückung. Sie sah ihn erstaunt an. Und mit einem Mal kam es ihm, er verströmte sich in sie.
Er wollte sich aus ihr zurückziehen, doch sie hielt ihn fest. Sie schmiegte sich eng an ihn, küßte ihn wie vorher, und rieb ihren Körper an ihm, sodaß sein Glied jene lustspendende Stelle reizte, bis auch sie ihren Höhepunkt erreicht hatte. Selbst danach blieben sie noch eine Zeitlang ineinander.
"War's schön?" fragte sie schließlich.
Er nickte nur. "Für dich auch?"
Ihre Antwort war ein langer, zärtlicher Kuß.
Endlich lösten sie sich erschöpft voneinander und fielen beinahe sofort in einen tiefen Schlaf. Sie spürten nichts, als die Energieversorgung endgültig zusammenbrach und die Kälte des Alls langsam in die Kapsel eindrang.